Wermut

Artemisia absinthium, Korbblütler (Asteraceae)
Der Wermut ist eine ausdauernde Pflanze, ein Halbstrauch, der eine stattliche Größe erreichen kann. Er liebt trockene, eher sandige Böden in voller Sonne, nimmt aber auch mit Halbschatten vorlieb. Du kannst ihn im Frühjahr aussäen, die Samen bleiben drei Jahre lang keimfähig. Wermut ist eine Solitärpflanze und braucht Platz. Am besten verträgt er sich im Garten mit schwarzen Johannisbeeren.
Wermut blüht von Juli bis September. Sammeln bzw. ernten kannst Du das frische Kraut von Mai bis August.
Seine Heimat ist das gemäßigte Eurasien, auch Indien, Algerien und Marokko. Bei uns ist er meist aus Gärten ausgewildert. In den Alpen gedeiht er bis über 2000 m. Er ist in Sibirien verbreitet und wird von den Schamanen genutzt, wie sein Bruder, der Beifuß.
Wermut enthält reichlich Bitterstoffe, er ist unser bitterstes Kraut überhaupt. Außerdem enthält er Absinthin, Artemisinin, Harz, Gerbsäure, ätherisches Öl (u.a. Thujon und Pinen, insgesamt mehr als 60 Komponenten), Kalisalze, Mangan, Bernsteinsäure. Wermut wirkt schweißtreibend, harntreibend, fiebersenkend, keimtötend, wurmaustreibend, magenstärkend, verdauungsanregend, gallentreibend, leberanregend und reguliert die Menstruation. Er verhindert Menstruationskrämpfe. Er kann die Blutung zunächst verstärken und damit die Reinigungswirkung. Es handelt sich um ein großes Arkanum, wie die alten Heilkundigen sagten, ein Fast-Allheilmittel. Wer in Analogien zu denken gelernt hat, wird sehen, dass seine Bitterkeit erlaubt, die Bitternisse des Lebens zu meiden, indem sie freiwillig in dieser Form eingenommen werden. Unsere modernen Gemüsesorten enthalten ja fast keine Bitterstoffe mehr. Und sie fehlen uns. Unser Stoffwechsel wird träge ohne sie.
Das enthaltene Thujon kann im Übermaß als Gift wirken. Auch Absinthin verträgt nicht jeder. Wermut ist nicht zur Dauermedikation geeignet. In der Schwangerschaft ist Wermut kontraindiziert. Erst kurz vor der Niederkunft kann er die Wehen unterstützen und die Ablösung der Nachgeburt. Meide Wermut in der Stillzeit: Die Milch wird bitter. Dein Baby würde die Brust verweigern.

Die Homöopathie gibt Wermut bei Epilepsie und nervösen Krämpfen. Nach der TCM ist Wermut warm und dient Magen, Leber und Dickdarm, bringt das Leber-Qi ins Fließen und regt den Gallenfluss an.
Hildegard von Bingen schätzte den Wermut sehr. Es gibt verschiedene Rezepte, die auf sie zurückgehen, das heute bekannteste ist wohl der Maitrunk, eine Zubereitung aus Honig, Wein und dem Presssaft aus dem Kraut. Maitrunk, von Mai bis Oktober genossen, jeden 3. Tag ein EL, macht die Augen klar, stärkt das Herz, schützt Lunge und Nieren, wärmt den Magen und reinigt den Darm. Das getrocknete Kraut, zu Pulver zerrieben und davon morgens, mittags und abends eine Messerspitze voll genossen, gibt Kraft und Lebensfreude. Wermutsalbe ist gut gegen Rheuma, Gicht und Arthrose.
Es gibt auch eine sog. Wesenhafte Urtinktur aus Wermut. Sie heißt Absinthium. Die Fa. Ceres stellt sie her. Sie holt einen in die Wirklichkeit, wenn man sich in Tagträumen verliert, sie erdet und stärkt. Sie ist ein „Energetikum für Psyche und Körper“ (Roger Kalbermatten).
Die Mönche, die in den mittelalterlichen Klöstern Bücher und Handschriften abschrieben und verzierten, mischten Wermutsaft in ihre Tinte. Auf diese Weise verhinderten sie Mäusefraß an ihren kostbaren Werken.