Hopfen

Echter Hopfen, Humulus lupulus L.
aus der Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae)

„Hopfen und Malz, Gott erhalt’s“ – den Hopfen kennt jeder als wichtige Zutat beim Bierbrauen. Aber er ist auch eine Heilpflanze. Er war die Arzneipflanze des Jahres 2007. Er wächst bei uns wild, und außerdem gibt es viele Kultursorten, die ihre spezifischen Eigenschaften haben, vor allem bezüglich der Aromen.

Hopfen ist eine Schlingpflanze. Sie ist ausdauernd, kann bis 50 Jahre alt werden. Ihre Sprossen verholzen nicht, d.h. die oberirdischen Pflanzenteile sterben im Herbst ab, und im Frühjahr treibt der Hopfen neu aus. Die jungen Triebe können als Gemüse oder Salat gegessen werden. Man gräbt auch nach noch nicht sichtbaren Trieben, die noch weiß sind, weil sie noch nicht vom Licht berührt wurden, und isst sie wie Spargel – ein teurer Genuss, noch teurer als Spargel. Aber der Hopfenspargel ist wieder im Kommen. Es gibt ihn im März und April.

Schlinggewächse brauchen eine Stütze, um in die Höhe wachsen zu können. Wilder Hopfen bildet Ranken von 2 bis 6 m Länge, die am Boden entlangkriechen oder an Bäumen oder Gebüschen emporranken. Die Sprossen der Kultursorten werden 4 bis 8 m lang und wachsen 10 cm pro Tag. Die Rankgestelle kennst Du wahrscheinlich aus der Tettnanger Gegend. Andere Anbaugebiete sind die Hollertau in Bayern, im Elbe-Saale-Gebiet und in Mittelfranken. Auch in der Gegend zwischen Tübingen, Rottenburg und Herrenberg gab es bis in die 70er Jahre Hopfenanbau. In der Hollertau ist der Anbau seit dem Jahr 736 bezeugt, es ist also eine alte Kultur.

Die Stängel des Hopfens, deren eine Pflanze sehr viele bilden kann, sind grob, hohl, rippig bis geflügelt, mit Kletterhaaren versehen. Sie winden sich wie das Geißblatt immer rechts herum. Die Blätter sind gezähnt, vielgestaltig, von herzförmig bis gelappt, unterseits behaart.

Hopfen ist zweihäusig, d.h. es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Der männliche Blütenstand ist eine Rispe, der weibliche eine Ähre. Die Früchte sind kleine Nüsschen mit je einem Deckblatt, die zusammen die bekannten Hopfenzapfen bilden. Da die Befruchtung den Ertrag verringert und den Geschmack beeinträchtigt, werden in Kulturen nur weibliche Pflanzen gezogen. Hopfen blüht im Juli oder August, die Zapfen bilden sich im August und September. Sie enthalten Harz, ätherisches Öl, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Humulon, Lupulon und Flavonoide. Das ätherische Öl enthält über 150 verschiedene bekannte Komponenten. Die Bitterstoffe sind bakterizid und sorgen für die Haltbarkeit des Bieren. Das Harz findet sich in kleinen Drüsen an den Deckblättern der Zapfen als kleine gelbe Kügelchen, die sich herausschütteln lassen. Aus ihnen wird das Lupulin gewonnen, ein gelbes Pulver, das zur Herstellung von Salben verwendet werden kann. Das Harz wird auch gepresst und als Hopfen-Hasch zum Räuchern und Rauchen genutzt.

Getrocknete Hopfenzapten verlieren nicht, wie andere Kräuter, nach einem Jahr ihre Wirksamkeit, sondern erreichen ihre höchste Kraft erst im zweiten Jahr. Der Tee dient zur Beruhigung und als Einschlafhilfe. Seine Inhaltsstoffe docken an die Melatonin-Rezeptoren an. Hopfen und Baldrian ergänzen sich wie Melatonin und Adenosin im natürlichen Stoffwechsel. Wenn einem nach schwerer körperlicher Arbeit alles weh tut und man trotzdem nicht einschlafen kann, so hilft der Tee und ein Hopfenbad. Hopfen erdet und hilft gegen Kopflastigkeit. Er hat auch eine östrogenartige Wirkung. Bei Männern wirkt er dämpfend auf die Libido, bei Frauen eher anregend. Warum tranken wohl die Mönche so gern Bier? Hopfen fördert die Menstruation und hemmt die Milchbildung, findet sich darum gern in Abstilltees, z.B. in Mischung mit Salbei und Waldnussblättern. Von der Wirkung auf die Menstruation weiß man übrigens schon ganz lange. Denn die Hopfenpflückerinnen klagten oft über Zwischenblutungen oder verkürzte Perioden. In den Wechseljahren hilft Hopfen gegen Unruhe und Schlafstörungen. Margret Madejsky empfiehlt folgende Mischung: 20 g Frauenmantel, 30 g Hopfen, 20 g Melisse, 30 g Rotkleeblüten, 30 g Salbeiblätter und 20 g Walnussblätter. Frische Hopfenzapfen können allergische Hautreizungen verursachen.

Hopfen wächst wild an Waldrändern, in feuchten Gebüschen und an Bach- und Teichufern. Er liebt stickstoffhaltige Böden mit guter Bodenfeuchte.

In den alten Bibliotheken legte man frische Hopfenranken hinter die Buchreihen mit vielen Zapfen dran. Sie regulieren die Luftfeuchtigkeit und vertreiben Schadinsekten. Sie mussten alle paar Jahre ausgetauscht werden.

Hopfenzapfen galten als Fruchtbarkeitssymbol. Gab es Schnee in der Christnacht, so zeigte das eine gute Hopfenernte im folgenden Sommer an. Und Wotans Wilde Jagd nutzte Hopfenranken als Zaumzeug für die Pferde.