Verwirrung?

Geht es Dir in letzter Zeit auch öfter so, dass Du Dich verwirrt fühlst? Du weißt nicht mehr, wem oder was Du glauben sollst? Manchmal weißt Du einfach gar nichts mehr?
Das macht nichts. Du bist nicht allein damit. Und Verwirrung ist ein produktiver Zustand, vorausgesetzt Du erkennst ihn an und kämpfst nicht dagegen.

Im Zustand der Verwirrung erfährst Du, dass Du im Verstand letztlich keine Sicherheit findest. Sicherheit und Klarheit kann Dir nur Dein Herz bieten. Wie steht’s um Deine Verbindung zu Deinem Herzen? Nimmst Du wahr, was sich in ihm regt? Vertraust Du ihm, wenn es Dir sagt: Tu dies! Lasse jenes! Oder flüchtest Du dann in den Verstand oder sein Alias, die Vernunft, weil Dein Ego den Rat Deines Herzens nicht annehmen will? Spricht Dein Herz vermeintlich gar nicht zu Dir? Oder kannst Du es nicht hören?

(Diese Verbindung wiederherzustellen, ist oft gar nicht so einfach, da man uns ja von klein auf beigebracht hat, nicht auf unser Herz, sondern auf die Vernunft oder unsere Eltern und Lehrer oder sonst irgendwelche Autoritäten zu hören. Aber das ist ein anderes Thema …)

Mund-Nasen-Schutz: ja oder nein? Für beides gibt es gute Argumente. Was also ist richtig?
Seenotrettung auf den Fluchtrouten im Mittelmeer: ja oder nein? Beide Positionen werden mit nachvollziehbaren Argumenten vorgebracht, in Abhängigkeit vom Weltbild des Sprechers. Wer hat recht?
Fleisch essen: ja oder nein. Die Argumente für und wider das Essen von Tieren hast Du gehört oder gelesen. Wie gewichtest Du sie?
Die Schulen und Kindertagesstätten jetzt wieder öffnen: ja oder nein? Die Autoindustrie in der Krise stützen oder nicht? Dies Studium ergreifen oder das andere? Dich von Deinem Partner oder Deiner Partnerin trennen oder lieber doch nicht?

Die Liste lässt sich beliebig verlängern. Über solche Fragen geraten wir in endloses Grübeln, wälzen die Argumente hin und her, fragen andere in der Hoffnung, sie könnten uns das eine neue Argument liefern, dass dann das Zünglein an der Waage ist. – Stattdessen könnten wir anerkennen, dass wir so nicht zum Ziel kommen. Der Verstand hat seine Schuldigkeit getan. Das Werten kommt an sein Ende. Und wo es nicht mehr gut und schlecht, richtig und falsch gibt, können wir mit dem Herzen wählen.

Dazu müssen wir lernen, die Stimme des Herzens von der des Ego, die oft viel lauter ist, zu unterscheiden. Und wir müssen lernen, mit Unsicherheit zu leben. Denn wohin uns unsere Wahl führen wird, wissen wir zunächst nicht. Das entfaltet sich erst in der Zeit und hängt davon ab, wie ernst wir unsere Wahl meinen und ob wir uns ihr verpflichten oder nicht, also vom Maß an Vertrauen, das wir aufbringen, und an Zweifel, das wir zulassen.

Dann hast Du also gewählt. Und dann begegnest Du anderen, die haben anders gewählt – oder gar nicht oder ganz unbewusst … Berücksichtige, dass sie womöglich genauso unsicher sind wie Du, dass sie aber mit Unsicherheit vielleicht nicht umgehen können, dass sie ihnen Angst macht, weswegen sie, um sich sicherer zu fühlen, sich umso heftiger in Wertungen stürzen und alle ausgrenzen oder abwerten, die diese Wertungen nicht teilen.

Wir sollen ihnen zuhören, ohne sie zu bewerten. Wir sollen ihre Äußerungen ernst nehmen, ohne sie zu übernehmen. – Achtung! Mit Vehemenz vorgetragene Wertungen klingen manchmal für unser Ego sehr überzeugend. Bleib in Kontakt mit Deinem Herzen. Es weiß, wo es für Dich hingeht.