Neues Gleichgewicht

Der menschliche Körper besteht aus ungefähr 50 Billionen Zellen (die Angaben schwanken zwischen 10 und 100 Billionen – so genau ist das offenbar gar nicht bekannt), die alle genetisch identisch sind, aber unterschiedliche Gestalt und Funktion angenommen haben – und potentiell perfekt zusammenarbeiten. Dazu leben 100 Billionen Mikroben in unserem Darm und auf unseren Schleimhäuten und der Haut. Und auch die sind auf ein Gleichgewicht hin organisiert, das ihrem und unserem höchsten Wohl dient.

Warum sollte dieses Virus, das seit einem Jahr alle Welt in Angst und Schrecken versetzt, das ändern können?

Vielleicht deshalb, weil wir seit langer Zeit so entfremdet leben, dass dies Virus das längst brüchige Gleichgewicht endgültig zum Einstürzen bringt?

Einmal angenommen, es wäre so: Wie könnten wir dieser Situation begegnen?

Wir könnten das Virus auszurotten versuchen. Unterstellt, das könnte gelingen, was wäre damit gewonnen? Wir würden für diesmal davonkommen. Bis das nächste pathogene Virus auftaucht, denn das Ungleichgewicht wäre ja immer noch da. Gut. Vielleicht müssen wir diesmal so handeln, um Zeit zu gewinnen, damit wir das Heft wieder in die Hand bekommen? Das hängt davon ab, wie wir die Lage interpretieren. Aber dann wäre es spätestens an der Zeit, uns über das Ungleichgewicht Gedanken zu machen: das Ungleichgewicht zwischen den verschiedenen Aspekten unseres Wesens, zwischen den weiblichen und männlichen Anteilen in uns, zwischen Sein und Haben oder auch Sein und Leistung/Funktion, zwischen unserer Raumforderung (ein Begriff aus der Onkologie!) auf der Erde und dem Raum, den wir unseren Mitlebewesen und unseren natürlichen Lebensgrundlagen zugestehen.

Wir haben als Kollektiv (viele Einzelne gibt es, die ich hier nicht meine) die Verbindung zur Geistigen Welt als einem “aufgeklärten” Menschen nicht angemessen über Bord geworfen, anstatt diese Verbindung weiterzuentwickeln, bis sie zu uns aufgeklärten, modernen Menschen des Informationszeitalters passt. Wir strampeln uns ab als Strichmännchen auf einer 2D-Oberfläche und versuchen angestrengt, irgendwo Halt zu finden. Und dann kommt auch noch so ein blödes Virus daher und erdreistet sich, uns auf unsere Ängste und Verirrungen aufmerksam zu machen. Natürlich muss es mit allen Mitteln bekämpft werden! Koste es, was es wolle!

Oder nicht?

Schon Louis Pasteur wusste am Ende seines Lebens: „Die Mikrobe ist nichts; das Milieu ist alles.“ Das Milieu, das sind wir, unsere Lebensumstände, unser Umgang mit der Natur einschließlich unserer eigenen Körper, unsere Art zu denken und zu fühlen, unsere Ernährungsweise, unsere Kommunikation untereinander, was wir unter Bildung verstehen und und und … Da können wir so viel tun, ohne Kollateralschäden zu verursachen. Im Gegenteil: Wir könnten einen riesigen Kollateral-Nutzen generieren! Um das zu erreichen, brauchen wir meines Erachtens unsere Verbindung zur Geistigen Welt wieder. Um uns selbst, unsere Bedürfnisse und Beweggründe besser kennenzulernen, um Orientierung und Inspiration zu finden, um unseren Platz im Lebensnetz neu zu definieren und dann von da aus weiterzugehen. Die Zeit der Macher, der Technokraten ist vorbei. Wir brauchen Wachheit, Einfühlungsvermögen, Zentrierung in uns selbst und im gegenwärtigen Augenblick, einen klaren Blick und Vertrauen. Dann können wir ein neues Gleichgewicht schaffen, in dem Viren den Platz haben, den sie schon immer hatten, seit es Lebewesen auf der Erde gibt. Ein Gleichgewicht, in dem auch wir unseren unangefochtenen Platz haben, ohne kämpfen zu müssen.

Romantische Träumerei? Nein! Dies Gleichgewicht wächst ja bereits. Das ist unsere Zukunft, an der wir mitbauen dürfen.