Huflattich

Tussilago farfara L.

Der Huflattich ist die erste Blütenpflanze, die hier bei uns im Frühling ihre Blüten der Sonne entgegenreckt, lang bevor ihre Blätter erscheinen. Er war die Heilpflanze des Jahres 1994.

Huflattich gehört zu den Korbblütlern und ist ausdauernd. Er ist eine Pionierpflanze und siedelt da, wo der Untergrund von Menschenaktivität geprägt ist: an Wegrändern, Ackerrainen, auf Schuttplätzen, an Bahndämmen, in Steinbrüchen usw. und besiedelt auch steinige Flussauen. Er braucht einen sonnigen Standort und durchlässigen Untergrund. Er ist in Höhen bis 2.300 m zu finden und nach Aussage von Gerhard Madaus die einzige Pflanze, die sogar auf reiner Braunkohle wachsen kann. In Europa, Afrika und Asien ist er heimisch, in Nordamerika ist er eingebürgert.

Die Blütenstengel werden 10 bis 30 cm lang, und die Blätter, die im Sommer erscheinen, können einen Durchmesser von 20 cm erreichen. Sie sind herz- bis hufförmig (daher der deutsche Name). Man könnte sie mit den Blättern der Pestwurz verwechseln, aber ihre  Blattränder sind deutlich gezähnt und die der Pestwurz nicht.

Der Hutlattich wächst aus einem Wurzelstock mit langen unterirdischen Ausläufern. Er wird von Bienen, Käfern und Fliegen besucht, kann sich aber auch selbst bestäuben. Seine Samen werden vom Wind und von Ameisen verbreitet. Der Huflattich ist auch Nahrungspflanze für die Raupen verschiedener gefährdeter Schmetterlingsarten.

Der botanische Name verrät, wofür bzw. wogegen der Huflattich eingesetzt wird: tussis bedeutet Husten. Verwendet werden nicht nur die hübschen Blüten, sondern mehr noch die Blätter. Sie enthalten Polysaccharide, Schleimstoffe, Sterole, Bitterstoffe und Gerbstoffe. Seit Dioskurides, Galen und Plinius wird der Rauch der angezündeten Blätter gegen Husten empfohlen. Auch Hildegard von Bingen setzte ihn ein. Heute wird die Droge mehr in Form von Tee genutzt. Sie ist allerdings wegen der enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide (PA) etwas in Verruf geraten. Im Angebot sind inzwischen PA-freie Züchtungen, die für die Herstellung von Präparaten ausschließlich verwendet werden. Und es wird geraten, zu Heilzwecken nur Fertigpräparate zu nutzen, weil sie eben PA-frei sind. Willst Du meine persönliche Meinung dazu lesen? Hier ist sie:

  1. Angesichts der Unzahl von Giften in konventionell erzeugten Lebensmitteln, der Mengen von nebenwirkungsreichen Medikamenten, die verschrieben werden, der chemischen Einträge in Atemluft und Trinkwasser, der Gifte, die wir freiwillig und wissentlich uns zumuten in Form von Alkohol, Nikotin usw. sind die PA in Heilpflanzen, die ja jeweils nur in geringen Mengen für eine kurze Zeitspanne konsumiert werden, zu vernachlässigen. Wenn wir wirklich uns vor Giften schützen wollen, dann sollten wir erst einmal woanders anfangen.
  2. Die PA dienen als Hebel, um uninformierte Verbraucher vor den vermeintlichen Gefahren, die durch Heilkräuter drohen, zu warnen und damit den Interessen der Pharmaindustrie in die Hände zu spielen, die nicht an mündigen Patienten, die ihre Gesundheit selbst in die Hand nehmen, interessiert ist. Ich spreche hier nicht von missbräuchlicher Anwendung der Kräuter – bei Missbrauch ist jedes Medikament gefährlich, auch Heilkräuter.
  3. Wenn wir dem Hutlattich die PA wegzüchten, ist das dann noch der Huflattich mit seiner einzigartigen Zusammensetzung der Inhaltsstoffe? Das ist eine ungeklärte Frage, die aber gleichwohl von großer Bedeutung ist. Wir richten unser Augenmerk noch viel zu wenig auf den Gesamtzusammenhang.
  4. Die PA akkumulieren in der Pflanze, wenn sie unter Trockenheitsstress steht. Wenn Du also beim Sammeln darauf achtest, sie von nicht so trockenen Standorten zu nehmen, ist die Konzentration gering.

Huflattichblüten bieten sich im frühen Frühjahr an, um die Rückstände des Winters aus den Atemwegen zu schleusen. Wenn Du mehr hast, als Du brauchst, trockne die Blüten und mische sie im Sommer mit den Blättern. Nimm aber von einem Standort nie alle Blüten – wir nehmen Geschenke von den Pflanzen, aber beuten sie nicht aus!

Huflattich ist eine Pionier- und Ruderalpflanze. Du hast oben gelesen, dass er sogar auf Braunkohle wachsen kann. Und er kann das Terrain für die Folgevegetation bereinigen. Er kann auch im Menschen die von Nikotinmissbrauch verteerte Lunge reinigen. Er ist darum Bestandteil einer bewährten Kräutermischung, die zur Raucherentwöhnung dient und statt Tabak geraucht wird. Die Mischung besteht zu 2 Teilen aus Damiana-Blättern, zu einem Teil aus Salbei, einem aus Odermennig und einem eben aus Huflattich-Blättern. Lass Dir die Mischung in der Apotheke herstellen oder besorge Dir Damiana-Blätter und mische selbst, wenn Du Huflattich und Odermennig gesammelt hat und Salbei in Deinem Garten wächst.