Wald-Sauerklee

Oxalis acetosella L. (Fam. der Sauerklee-Gewächse/Oxalidaceae)

Der Wald-Sauerklee ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die hier in unseren Wäldern recht verbreitet ist. Auch in Gärten findet man sie ab und zu als Bodendecker. Allgemein ist sie in den nördlichen und gemäßigten Breiten Europas und Asiens zu Hause.

Der Sauerklee bevorzugt saure Böden, zu viel Kalk behagt ihm nicht. Der Boden sollte feucht sein. Und Sauerklee gedeiht im Schatten, er ist die schattenverträglichste Blühpflanze, die es bei uns gibt. Er wächst noch mit 1/160 des durchschnittlichen Tageslichts.

Die Pflanze bildet ein kurzes Rhizom aus und eine verzweigte Pfahlwurzel. Die Blätter sind lang gestielt und dreigeteilt, die Teilblätter umgekehrt herzförmig. Die Blätter können sich wie in einem Gelenk drehen und regenschirmartig zusammenklappen. Wenn die Luft sehr feucht ist, treten Guttationstropfen auf.

Die Blüten sind fünfzählig. Sauerklee bildet wie das Duftveilchen zweierlei Blüten aus. Zuerst kommen die weißen, glockenförmigen mit violetter Äderung und gelben Flecken am Grund; die sind für Insekten zugänglich. Sie werden an weniger schattigen Standorten oder ganz früh im Frühling ausgebildet, wenn das Laubdach im Wald sich noch nicht geschlossen hat. Diese Blüten sitzen auf Stielen so lang wie die Blattstiele. Dann gibt es kurzstielige, die sich gar nicht öffnen, sondern selbst bestäuben. Letztere entwickeln deutlich mehr Samen. Die Samen sitzen in fünfteiligen Samenkapseln und werden, wenn sie reif sind, bei Berührung mit einem Druck von 17 bar ausgeschleudert, was ihre Verbreitung sehr effektiv macht. Genügend Bodenfeuchte vorausgesetzt, keimen die Samen sofort. Wenn Du sie im Garten aussäen willst, tu das im Frühling.

Verwendet werden die Blüten und Blätter. Sie enthalten Vitamin C, Oxalsäure, Kaliumoxalat (Kleesalz = Sal acetosellae) und Antrachinon-Derivate. Sie sind essbar und können gleich im Wald als Wegzehrung oder zu Hause im Salat und auf Suppen oder auf ein Butterbrot gestreut genossen werden. Die Blätter kannst Du trocknen – dabei muss man gut darauf achten, dass sie nicht schimmeln – und für Tee verwenden oder zu Tinktur verarbeiten (mit 30- bis 55%igem Alkohol.

Das Kraut wirkt menstruationsfördernd, harntreibend, verdauungsfördernd, reinigend und durststillend. Äußerlich kann der Presssaft oder Tee bei Hautausschlägen oder Sonnenbrand für Auflagen verwendet werden. Die Volksheilkunde nutzt das Kraut auch zum Fiebersenken. Die Tinktur wird auch äußerlich für Auflagen benutzt.

Im Schwarzwald hat man früher das Kleesalz gewonnen und zum Polieren von Marmor, zum Reinigen von Steinen und Eichenholz und zur Entfernung von Tinten-, Blut- und Rostflecken verwendet.

Volkstümliche Namen sind Waldklee, Hasenklee, Hasenbrot, Himmelsbrot, Kuckucksklee oder Kuckucksblume: Sie blüht, wenn der Kuckuck ruft. Wenn sie reichlich blüht, steht ein nasses Jahr ins Haus. Wenn die Blättchen zusammengefaltet sind, kommt Regen. Wenn Du drei Blättchen isst, wenn Du die Blume im Frühling zum ersten Mal siehst, schützt Dich das vor fiebrigen Erkrankungen – heißt es.

Astrologisch ist Sauerklee dem Mond zugeordnet. Die Blume hat etwas Feenhaftes an sich. Ein zartes kleines Wesen mit viel Kraft und Persönlichkeit. Tritt nicht auf sie!