Gemeiner Efeu

Hedera helix L. – Familie der Araliengewächse

Jeder kennt ihn. Oder jeder meint, ihn zu kennen. Doch der Efeu ist anders als andere Pflanzen, und man muss genau hinschauen, um zu sehen, was der Efeu ist.

Klar ist: Er ist ein immergrünes rankendes Gewächs, ein Halbstrauch, ein Strauch, ja sogar baumförmig wächst er. Er kann Häuser vollständig zudecken, ebenso Bäume und Sträucher. Er kann große Flächen begrünen, indem er am Boden entlang wächst. Eine Efeupflanze kann bis zu 450 Jahre alt werden und bis 30 Meter hoch. Man findet sie bis in Höhenlagen von 1180 Metern

Kannst Du die Form seiner Blätter beschreiben? Ja, so sieht es aus:

Aber dann sieht es auch wieder so aus:

Ja, wie denn nun?

Des Rätsels Lösung: Efeublätter gibt es in einer Jugendform (die zweite) und in einer Altersform (die erste).

Wie sehen die Blüten aus? Hast Du schon einmal darauf geachtet? Und wann blüht er überhaupt? Ja, richtig: Er blüht von September bis Oktober! Was ist das für eine Pflanze, die im Herbst blüht und im Frühjahr – genauer von Januar bis April – fruchtet?

Dieser Vegetationsrhythmus gegen die Norm war für die alten Heilpflanzenkenner eine Signatur. Es handelt sich um eine Heilpflanze für die Zeit des Alters, nicht der Jugend. Darum ist es befremdlich, wenn sich Efeu als Bestandteil in einem Hustenmittel für Kinder befindet.

Efeu ist als immergrüne Pflanze ebenso wie Immergrün, Buchs, Tannen und Fichten und Thuja usw. ein Symbol für das Überdauern des Lebens über den Winter, aber auch über den Tod hinaus. Zugleich hat Efeu auch etwas Düsteres in seiner Ausstrahlung. Er liebt alte Bäume, alte Gemäuer. Wo er sich im Wald von selbst ansiedelt und Bäume erklimmt, ist er ein Zeiger für Wasser im Untergrund. Auch von Verwerfungen fühlt er sich angezogen. Wo er natürlicherweise gedeiht, ist also möglicherweise kein so guter Aufenthaltsort für Menschen.

Der Efeu ist selbstinkompatibel, d.h. es ist genetisch verhindert, dass er sich selbst bestäubt. Er ist auf Insekten angewiesen. Und es gibt Hunderte von Arten, die ihm diesen Dienst tun, da er ja zu einer Zeit blüht, wo es sonst nicht viel gibt. Über die Früchte freuen sich im Frühjahr die Vögel, besonders Amseln und Stare, Gartenrotschwanz und Rotkehlchen, auch die seltene Mönchsgrasmücke. Auf diese Weise werden die Samen verbreitet.

Es wird vielfach behauptet, dass der Efeu den Baum, den er bewächst, schädigt, erdrosselt, ihm die Nahrung nimmt. Damit tut man dem Efeu aber unrecht. Er bildet am Baum hauptsächlich Haftwurzeln und nur selten Nährwurzeln, die dann unter die Rinde dringen. Er wechselt sein Blätterkleid kontinuierlich, aber vor allem im Frühjahr, und gibt somit dem Baum ständig Nachschub für die Humusschicht und verbessert das Bodenleben. Kleinen schmalen Bäumen kann er das Licht wegnehmen, aber bei großen, ausgewachsenen ist das nicht zu befürchten.

Auch Hausfassaden haben von ihm eigentlich nichts zu fürchten. Wenn die Fassade aber schon Risse aufweist, kann er sie vergrößern. Und das Gewicht seiner Biomasse ist nichts für zierliche Fassadenelemente oder Wärmedämmverbünde.

Alle Pflanzenteile sind leicht giftig. Versehentliche Vergiftungen sind nicht zu befürchten; dazu schmecken Blätter und Früchte für menschliche Zungen zu bitter. Aber immerhin hat in früheren Zeiten der Efeu als Abtreibungs- und Verhütungsmittel gedient. Heute wird er – wie oben schon angedeutet – hauptsächlich bei Bronchialerkrankungen verwendet, um Schleim zu lösen und das Abhusten zu erleichtern, auch um Reizhusten zu stillen. Eine Überdosis kann die Schleimhäute auch reizen – aber siehe oben: zu bitter!

Der Gemeine Efeu war die Heilpflanze des Jahres 2010.