Schlüsselblume

Echte Schlüsselblume
Primula veris oder officinalis, Primelgewächse (Primulaceae)

Die Echte Schlüsselblume – auch Himmelsschlüssel genannt – ist eine ausdauernde krautige Pflanze. Sie liebt kalkhaltige, stickstoffarme Lehmböden mit reichlich Humus. Sie gedeiht auf Halbtrockenrasen, trockenen Wiesen, an Waldrändern und in lichten Laubwäldern bis in Höhen von 1.700 Metern. Sie ist in ganz Europa außer dem äußersten Süden und Norden sowie in Vorderasien zu Hause. Sie überwintert in Gestalt eines fast senkrecht stehenden Rhizoms. Alle vegetativen Pflanzenteile sind flaumig behaart. Aus einer grundständigen Blattrosette erheben sich ein bis mehrere Blütenstängel mit endständigen Blütendolden. Die Blätter sind 5 bis 20 cm lang und 2 bis 6 cm breit, runzlig, oberseits dunkelgrün und unterseits hellgrün. Bei jungen Blättern sind die Ränder nach unten eingerollt.

Die Blüten erscheinen je nach Standort von März bis Juni. In jeder Dolde finden sich 5 bis 20 Einzelblüten. Die Blüten sind zwittrig, fünfzählig, die Kelchblätter miteinander verwachsen, 8 bis 20 mm lang. Die Kronblätter sind ebenfalls zur Röhre verwachsen. Die Röhre ist ebenso lang wie der Kelch. Die Blüte öffnet sich außerhalb des Kelches. Die fünf Blütenblätter sind dottergelb, einmal gekerbt und besitzen jeweils einen orangefarbenen Fleck. Sie duften stark. Aus dem oberständigen Fruchtknoten entwickelt sich eine Kapselfrucht, da bei ihrer Reife viele kleine schwarze Samen entlässt. Bestäubt wird die Schlüsselblume von langrüssligen Hummeln und Faltern, die Samen werden vom Wind verweht.

Die Schlüsselblume ist ein Licht- und Kaltkeimer. Wenn Du sie aussäen willst, tu das im Mai bis Juli. Dann werden die Jungpflanzen im September des Folgejahres an den endgültigen Standort verpflanzt. Die Echte Schlüsselblume ist vielerorts im Bestand gefährdet. Deshalb darf sie nicht ausgegraben und nicht gepflückt werden.

Die Blüten enthalten Saponine, 3 % Flavonoide, Carotinoide und ätherisches Öl. In den Wurzeln sind ebenfalls Saponine enthalten, und zwar vor allem Triterpensaponine (3 bis 12 %), Glykoside und Zucker. Außerdem bietet die Pflanze Vitamin C und Magnesium. Sie ist eine Einschleuserpflanze für Magnesium. Das bedeutet, dass sie hilft, Magnesium aufzunehmen oder zu verstoffwechseln.

Triterpene reizen die Magenschleimhaut und bewirken reflektorisch über Nervenverbindungen, dass die Bronchien mehr Schleim produzieren. Dadurch verdünnt sich der Schleim und kann leichter abgehustet werden. Mehr als drei Tassen Wurzeltee solltest Du nicht trinken pro Tag. 1 TL zerkleinerte Wurzeln werden mit ¼ Liter Wasser kalt angesetzt, aufgekocht und dann noch 5 Minuten ziehen gelassen. Dann wird das Dekokt abgeseiht. Die Blüten werden mit kochendem Wasser überbrüht und dürfen 5 Minuten ziehen. Der Blütentee wirkt milder.

Schlüsselblume wirkt außerdem schweißtreibend, harntreibend, beruhigend, schlaffördernd, schmerzstillend und herzstärkend. Die TCM nutzt sie zur Stärkung des Herz-Qi. Die Hl. Hildegard empfahl Schlüsselblume gegen Verstopfung von Leber und Milz, gegen Skorbut und gegen Traurigkeit. Die Volksmedizin hat sie auch gegen Rheuma und Gicht eingesetzt sowie bei Schlaganfall mit Sprachverlust. Man hat auch die Wurzeln zu Niespulver verarbeitet sowie mit den Blüten Eier gefärbt.

Die Schlüsselblume ist der Freya ebenso heilig wie der Venus, Aphrodite und später der Mutter Maria. Die Elfen lieben sie. Und entstanden sei sie, heißt es, als Sankt Petrus einmal sein Schlüsselbund herabfiel. Schlüsselblumen schließen das Land auf für den Frühling, sie schließen das Herz auf für die Freude, sie erschließen verborgene Schätze dieser Welt und schließen auch – wenn Du sie als erste Heilpflanze im Jahr nutzt – Deinen Körper auf für die Wirkungen der anderen Heilpflanzen im Jahreslauf. Astrologisch sind ihnen Venus und Jupiter zugeordnet.

Zum Schluss noch die Schlüsselblume, wie Albrecht Dürer sie 1526 gezeichnet und gemalt hat: