Zweiblättrige Schattenblume

Maianthemum bifolium L.

Die Zweiblättrige Schattenblume, auch Schattenblümchen oder Zweiblatt genannt, verrät schon im Namen, wo sie zu finden ist: im Schatten, im Wald, unter Buchen und Fichten oder Kiefern, wo Bodenbewuchs zu finden ist. Sie mag mittleren Nährstoffgehalt im Boden, nicht zu viel, nicht zu wenig. Die Schattenblume hat als Überdauerungsorgan lange unterirdische Rhizome, über die sie sich vermehrt, weswegen sie in großen Herden wächst, wo sie sich wohlfühlt. Es handelt sich um eine mehrjährige Pflanze, die in die Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae) gehört.

Ihre Sprossen werden 15 cm hoch, nicht blühende bleiben etwas kleiner. Am Stängel sitzen zwei, selten drei länglich-herzförmige Blätter mit parallel laufenden Blattadern. Am Ende des Sprosses bildet sich ein ährenförmiger Blütenstand mit vielen kleinen vierzähligen weißen Blüten, auch zwei bis drei Blüten an einem Stielchen wie eine Teildolde. Die Blüten duften fein. Die Pflanze ist mit den Maiglöckchen und dem Salomonssiegel verwandt, aber im Unterschied zu diesen sind die Blütenblätter frei und nicht miteinander verwachsen. Blütezeit ist von Mai bis Juli, je nach Standort. Schattenblümchen wachsen in den gemäßigten Zonen ganz Eurasiens bis nach Japan, vor allem in den Mittelgebirgen. In den Alpen ist sie bis knapp unter 2000 m zu finden.

Die Blüten werden durch Fliegen bestäubt. Sind keine da, ist auch Selbstbefruchtung möglich. Die Beeren/Früchte sind wie beim Maiglöckchen im Reifezustand rot, aber glänzend, zuvor bräunlich gefleckt. Sie werden von Tieren verdaut und die Samen ausgeschieden, wodurch großräumigere Verbreitung möglich ist als über die vegetative Vermehrung durch die Rhizome.

Die Zweiblättrige Schattenblume ist in allen Teilen leicht giftig. Sie enthält wie das Maiglöckchen herzwirksame Glykoside, außerdem Cumarin und Steroid-Saponine. Die getrockneten Blätter duften nach Cumarin (wie Waldmeister). Sie wurden früher als Teeaufguss genutzt, der harntreibend wirkt. Da es dafür bessere Pflanzen gibt, ist das außer Gebrauch gekommen. Und als Herzmittel ist es nach den alten Dokumenten und Kräuterbüchern nicht verwendet worden. Warum?

In der Umgebung von Tübingen habe ich diese hübsche Blume bisher nicht gefunden, wohl aber neulich in den Vogesen, auf dem Odilienberg, unter uralten riesigen Buchen.