Haselstrauch

Dezember – der Weihnachtsmonat! Was braucht jede*r unbedingt für die Weihnachtsbäckerei? Haselnüsse! Richtig! Deshalb beschäftige ich mich heute mal mit dem Haselstrauch.

Gemeine Hasel, Corylus avellana L. (Familie der Birkengewächse, Betulaceae)

Der Haselstrauch ist sommergrün und kann bis zu sechs Meter hoch werden. An ihm fällt auf, dass er vom Boden an mehrstämmig wächst. Und er wächst kräftig. Ein Schössling kann in einer Saison mehrere Meter wachsen. Alte und junge Stämme wachsen wie in einem Bündel, und der Strauch verjüngt sich ständig. Wenn man ihn „auf den Stock setzt“, d.h. ganz absägt, ist er binnen weniger Jahre wieder so groß wie vorher. Er kann vermutlich mehrere Hundert Jahre alt werden.

Die Hasel blüht von Februar bis April, je nach Standort, und zwar zweigeschlechtlich einhäusig. Jeder kennt die Kätzchen, die schon im Herbst am Strauch hängen und sich dann ab Februar öffnen, als erste Nahrung der Bienen, die die Bestäubung übernehmen. Die Kätzchen sind die männlichen Blüten. Daneben hocken auf den Zweigen winzige pinkfarbene Büschelchen, die weiblichen Blüten. Sie sind übrigens ein Zeichen für den phänomenologischen Frühlingsbeginn.

In der mittleren Steinzeit, vor ca. 8.000 Jahren, gab es die sog. Haselzeit, in der Haselsträucher die Landschaft prägten. Auch nach den Eiszeiten folgten Haseln bald den Pionieren Birke und Kiefer, ehe Eichen und Buchen sich breitmachten.

Seinen Artnamen „avellana“ hat der Strauch von der Stadt Avella in Kampanien, nahe dem Vesuv. Die Gegend war schon im Altertum ein wichtiges Anbaugebiet für Haselnüsse.

Der Haselstrauch wächst wie der Weißdorn in Hecken und an Waldrändern. Beide wurden auch gepflanzt als Abgrenzung, zum Schutz von Haus, Hof und Garten gegen Eindringlinge aller Art. So ist auch die Hasel zum Grenzstrauch geworden zwischen dem kultivierten und dem wilden Bereich, dem Drinnen und dem Draußen und schließlich zwischen dieser und der Anderswelt. Mit Hilfe ihres Holzes kann der*die Kundige Dinge wahrnehmen, die sonst nicht sichtbar sind: Die Ruten wurden als Wünschelruten gern genutzt. Die Büsche gelten als Eingangspforte zur Unteren Welt. Unter einem Haselstrauch spricht z.B. Aschenputtel mit ihrer toten Mutter. Wer unterm Haselstrauch schläft, träumt vielleicht von Dingen und gewinnt Einsichten, die im Wachen nicht zugänglich wären.

Die Hasel als Wünschelrute steht auch in Verbindung mit den Schlangen. Im Althochdeutschen hieß der Caduceus, der Merkurstab, wunscilgerta, und der ist von zwei Schlangen umwunden. Beide, Hasel und Schlange, haben das Merkurwesen gemeinsam, das Luftige, Schnelle, Vermittelnde, Verbindende (was die Rückseite des Trennenden ist). Die Hasel beschützt Haus und Hof, auch vor Blitzschlag, an ihrem Fuß wohnt die Schlange als Verkörperung des Familiengeistes, die man mit Milch fütterte, um sie bei guter Laune zu halten. Manchmal ließ sie sich sehen, gelegentlich mit einem Krönchen auf dem Kopf.

Die Haselnuss ist ein wunderbares Nahrungsmittel – das wussten auch schon unsere Vorfahren vor Jahrtausenden. Sie sind sehr energiereich aufgrund ihres Fettgehaltes von 61,6 g auf 100 g Nüsse. Das enthaltene Fett besteht vor allem aus einfach ungesättigten Fettsäuren. Außerdem enthalten Nüsse Ballaststoffe, fast alle B-Vitamine, Vitamin A, C und K sowie sehr viel Vitamin E. An Mineralien sind Kalzium, Kalium, Magnesium, Phosphor und Schwefel und an Spurenelementen vor allem Kupfer und Mangan, aber auch Eisen, Jod, Fluor und Zink enthalten. Auch ca. 12 g Eiweiß sind in 100 g Nüssen, mit allen Aminosäuren.

In der Volksheilkunde wird die Hasel nicht mehr benutzt und in der wissenschaftlichen Phytotherapie schon gar nicht. Aber es gibt Anwendungsmöglichkeiten.
Die Blätter enthalten viel Gerbsäure. Ein starker Aufguss kann äußerlich bei Hautkrankheiten, die diese zusammenziehenden Kräfte brauchen, angewendet werden. Er wirkt antibiotisch, blutstillend, entzündungshemmend und fördert die Wundheilung.
Die Kätzchen, als Tee aufgegossen, können schweißtreibend und fiebersenkend wirken.
Das Öl ist ein wunderbares Hautpflegemittel. Hier ein Rezept gegen Schwangerschaftsstreifen: 100 ml Haselnussöl, 10 ml Weizenkeimöl, 10 Tr. ätherisches Rosengeranienöl, 10 Tr. ätherisches Mastixöl mischen (nach Astrid Süßmuth).
Die Nüsse galten schon immer als Aphrodisiakum. Auf jeden Fall sind sie allgemein stärkend und stabilisieren das Nervenkostüm. Die Wirkung auf Potenz und Libido kann ja jede*r selbst ausprobieren.
Wer eine Allergie auf Haselpollen oder/und -nüsse hat, wird freilich keine Lust verspüren, mit Teilen des Haselstrauches zu experimentieren, und sollte dies auch nicht. Aber vielleicht ist es eine Möglichkeit, sich außerhalb der Pollenflugzeit und ohne Nüsse zu essen mit der Hasel dort, wo sie wächst, zu beschäftigen. Sie ist sehr kontaktfreudig und vielleicht auch bereit, bei der Überwindung der Allergie behilflich zu sein.
Die Nüsse wurden auch den Toten ins Grab mitgegeben, um ihre Wiedergeburt zu fördern.

Eine Essenz aus dem Haselstrauch kann hilfreich sein bei mentaler Erschöpfung, Müdigkeit, geistigem Stillstand, zu einseitig rationaler Ausrichtung, Lernproblemen, mangelnder Flexibilität im Denken, innerer Kälte. Hier hilft dann eventuell auch die persönliche Begegnung mit der Pflanze in meditativer Haltung.

Die Hasel begleitet uns Menschen auf unserem kulturellen Entwicklungsweg schon so lange, dass sie zu einer wichtigen Partnerin für uns geworden ist. Ich möchte ihr dafür danken und ihr meinen Respekt erweisen.