Kleines Immergrün

Kleines Immergrün, Vinca minor L.
(aus der Familie der Hundsgiftgewächse – Apocynaceae)

Das Immergrün ist ein ausdauernder Halbstauch. Es wächst nicht höher als 10 bis 15 cm. Die vegetativen Triebe wachsen am Boden entlang und können sich an den Knoten neu bewurzeln. So kann das Immergrün größere Flächen erobern und bedecken. Diese vegetative Vermehrung ist in Mitteleuropa die vorherrschende, da Vinca minor hier kaum fruchtet.

Das Kleine Immergrün ist in Mittel- und Südeuropa sowie in Kleinasien verbreitet. Du findest es im Hügel- und Bergland bis zur Höhe von 1000 m, manchmal auch bis 1100 m. Es wächst verstreut, aber gesellig, wild oder verwildert, in Laub- oder Buchenmischwäldern. Es mag nährstoffreiche, frische Ton- oder Lehmböden, gern mit etwas Kalk, eventuell auch leicht sauer, aber keine Staunässe. Es bevorzugt mildes, feuchtes Klima und lichten Schatten oder Halbschatten.

In Mitteleuropa ist das Immergrün ein Kulturrelikt. In Süddeutschland ist es seit der Römerzeit heimisch. Albertus Magnus erwähnt es im 13. Jahrhundert. Da es sich über größere Entfernungen nur durch Menschenhand ausbreitet, weisen Standorte im Wald oft auf ehemalige Burgen oder Siedlungen hin.
In Schleswig-Holstein ist es erst seit der Neuzeit nachweisbar.

Das Kleine Immergrün hat lederartige, oberseits dunkelgrün glänzende Blätter von bis zu 4 cm Länge. Der Glanz reflektiert Wärmestrahlung und schützt die Pflanze vor zu viel Hitze. Die Unterseite ist gelbgrün. Die Blüten sind blau oder blauviolett, selten weiß, zwittrig, fünfzählig, mit 2 bis 3 cm Durchmesser. Ihre Gestalt erinnert an Windrädchen, da die Blütenblätter propellerartig asymmetrisch verdreht sind, rechts herum. Die Blüten erscheinen von März bis Mai. Wenn die Pflanze Samen bildet, so reifen sie im Juni/Juli. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten, auch Selbstbestäubung ist möglich. Die Samen werden durch Ameisen verbreitet.

Das Immergrün ist in allen Teilen leicht giftig. Es enthält mehr als 40 verschiedene Alkaloide (insgesamt 0,2 bis 07 %), darunter vor allem Vincamin und Eburnamenin, aber auch Tannine, Flavonoide, Saponine, Phytosterin u.a. Das Bundesgesundheitsamt hat 1986 alle Zulassungen für die Pflanze zurückgezogen. Nur homöopathische Präparate sind nach wie vor frei erhältlich, gegen Durchblutungsstörungen im Gehirn. (Ein Vincamin-Monopräparat ist gegen Leukämie entwickelt worden; es bremst die Vermehrung der weißen Blutkörperchen.)

Verwendet wird das junge frische Kraut und gelegentlich die Blüten. Gesammelt werden die Blätter vor und während der Blüte.

Immergrün wirkt blutdrucksenkend, harntreibend, verdauungsfördernd und blutstillend. Es erhöht die Sauerstoffaufnahme im Gehirn, steigert die Hirndurchblutung und verbessert die Glukoseverwertung im Gehirn. Man verwendet das Homöopathikum in den Potenzen D0 bis D4.

Die Signatur verweist auf die Anwendungsmöglichkeit: Das Kraut ist immer da, d.h. es bietet sich für Krankheiten an, die auch immer da sind, also chronische Leiden. Und es ist im Winter grün und zeigt dadurch die Indikation für Altersleiden an.

Es ist eine Pflanze der Inspiration und der Auferstehung.
Man schmückte früher die Toten und die Gräber damit, um die Verwesung hinauszuzögern: eine ähnliche Motivation wie das Einbalsamieren im alten Ägypten. Man schmückte aber auch Bräute damit (bitte die Ranken nicht von derselben Pflanze nehmen!) und hängte Kränze im Frühjahr über die Tür zur Abwehr ungebetener Energien.
Blaue Blumen fördern das Sehen, auch auf nicht-stofflicher Ebene.

Volkstümliche Namen sind: Sinngrün, Totengrünkraut, Himmelssternkraut, Ewiggrün, Jungfernkraut.

Vielleicht magst Du diesen Trank der Begeisterung ausprobieren? Das Rezept findet sich in dem Buch über die „Heilmittel der Sonne“ von Margret Madejsky und Olaf Rippe.
Je eine Handvoll Blüten von Gänseblümchen, Immergrün, Schlüsselblumen, Veilchen und Vergißmeinnicht in einen Topf geben, mit 0,7 l Honigmet übergießen, auf kleiner Flamme erhitzen, bis der Trank leicht aufwallt, dann vom Herd nehmen und abkühlen lassen. Durch einen Teefilter seihen und in die gereinigte Flasche zurückfüllen. Der Trank hält sich gekühlt zwei Wochen. Täglich zwei bis drei Likörgläschen „beflügeln den Geist und klären den Blick für die schönen Dinge des Lebens“.